Autor: Raphael

  • Digitalisierung bei der Post – Doch nicht so einfach?

    Digitalisierung bei der Post – Doch nicht so einfach?

    Eine simple Aufgabe: Eine Kreditekarte bestellen. Bei der Schweizerischen Post, entpuppt sich dies allerdings als Mammutaufgabe. Hier die Kurzfassung:

    Ich klicke mich brav durch die vielen Formulare. Banken Zeugs halt. Nach einigen Seiten der erlösende Knopf «abschicken». Wenige Minuten später trudelt auch schon die Bestellbestätigung mit einer Bestellnummer ein. Mission erledigt. Ein paar Tage später kommt die erste Post nach Hause. Konto ist eröffnet, fehlt nur noch die Kreditkarte. Sicherheit geht vor. Die Briefe werden immer gestaffelt verschickt. Die Tage verstreichen, es geht in die Wochen.

    Erste E-Mail an den Support:

    «Liebe Postfinance, ich habe eine Kreditkarte bestellt, aber seither nie mehr etwas diesbezüglich gehört.» (Bestellnummer habe ich leider nicht erwähnt, da ich vergessen hatte, dass es die gab.)

    Antwort

    «Lieber Herr Schär, bla bla bla ist nichts im System, angehängt die Anmeldeformulare als PDF zum Ausdrucken und Ausfüllen.»

    Really? Hallo! Ich möchte das online erledigen.

    Versuchen wir es mal per Telefon. Die Warteschlange ist erstaunlich kurz, immerhin. Eine ältere Frau meldet sich freundlich. Ich schildere mein Anliegen. Nach ein paar Sicherheitsfragen forscht sie durch das Systeme (eher die Systeme): «Nein, da gibt es keinen Antrag für eine Kreditkarte unter ihrem Konto.»

    Wirklich! Entweder habe ich geträumt oder etwas ist faul an der Sache.

    Die gute Frau versichert mir jedoch, dass sie mir die Formulare per Post schicken könnte, mit A-Post dann wären sie übermorgen da (war bereits Abend als ich telefoniert habe). Und sowieso, sie müssten die Bonität von Hand prüfen und so haben sie es die letzten Jahren immer gemacht. Bitte und Tschüss. Was ist mit der Digitalisierung los?

    Es lässt mich nicht los. Ich durchforste mein Inbox. Da ist die Bestellbestätigung: 1x Kreditkarte, Bestellnummer xxxxxxx.

    Ich logge mich ins neu eröffnete eBanking, um noch einmal einen Versuch zu machen. Persönliche Daten sind bereits alle hinterlegt und verifiziert und dennoch muss ich an einer Stelle nochmals meine Adresse eingeben… riecht förmlich nach Medienbrüchen und nicht integrierten Legacy Systemen.

    Name, Strasse, Hausnummer, PLZ und Wohnort und «weiter».

    Anstatt auf die nächste Seite zu gehen poppt eine rote Warnung auf:

    «Die folgenden Felder müssen ausgefüllt werden: Land»

    Land, Land, wo ist das Feld Land? Da gibt es kein Feld Land. Egal wie oft ich auf den Weiter Knopf klicke: Das imaginäre Land ist ein Pflichtfeld: Mission Impossible. Auch im Quellcode gibt es kein Land.

    post-land

    Wieder ans Telefon. Wieder eine ältere Dame. Ich frage sie nochmals nach meiner Kreditkarte, diesmal sogar mit Bestellnummer. Nein, da gibt es keine Kreditkartenbestellung. Hallo!!!!!

    Ich murmle etwas von beängstigend und nicht gerade vertrauenerweckend. Wenn nur mein Geld nicht einfach plötzlich verschwindet und wenn ich schon daran bin erkläre ich der guten Frau auch noch vom ominösen Land. Freundlich erkläre ich ihr, dass die Tester da wohl nicht sehr gründlich hingeschaut haben. Ich erwähne noch die Digitalisierung und dass das doch die Zukunft auch für die Post ist, aber bezweifle, dass sie davon etwas mitbekommen hat. Pflichbewusst nimmt sie mein Anliegen auf, um es an den Papierkorb ähm Entwickler zu leiten. Mehr Aufregung lohnt sich nicht.

    Immerhin auch sie möchte mir noch ein Formular zuschicken. Ich lehne dankend ab. Ich möchte ohne Papier auskommen und wenn schon, dann ist es hoffentlich bereits unterwegs!

    Probleme

    Eine bessere Geschichte bezüglich der Tücken der Digitalisierung könnte es nicht geben. Die Probleme sind sehr vielschichtig:

    1. Komplexe Systemlandschaften
    2. Veraltete Testkonzepte
    3. Veraltete Prozesse
    4. Nicht qualifiziertes Personal

    1. Komplexe Systemlandschaften

    Da gibt es zig Systeme, unterschiedliche Technologien alle über irgendwelche möglichen und unmöglichen Schnittstellen verhängt. Eine einzelne Person hat kaum den Überblick sondern viele Personen haben Teilwissen. Wenn neue Services angeboten werden sollen, müssen diese irgendwie berücksichtigt und integriert werden. Das schreit förmlich nach Fehlern, bzw. stellt hohe Anforderungen ans Testingteam.

    2. Veraltete Testkonzepte

    Hunderte von Testscripts, welche manuell ausgeführt werden müssen. Eigentlich sollte man annehmen, dass Automatisierung besonders im Bereicht Testing weit fortgeschritten ist. Leider nicht. Die Softwareentwicklung dürstet zwar nach agilen Methodiken und tut dies auch, wird jedoch meistens von Finanzprozessen in Ketten gelegt, so dass schlussendlich eine Pseudoagile Wasserfallmethodik herauskommt, welche schlussendlich die normalen Phasen durchläuft. Eine davon (die Letzte wahrscheinlich) ist Testing); continues integration lässt grüssen.

    3. Veraltete Prozesse

    A fool with a tool is still a fool. Das Tool verbesserte die Prozesse nicht. Lediglich die gleichen alten Formulare zu digitalisieren und in einem Browser anzuzeigen reicht nicht aus. Ein aktives PDF würde in dem Fall auch reichen. Digitalisierung bedeutet neue Prozesse zu gestalten: neue und effiziente Prozesse, anstatt die alten zu renovieren. Schlanke und einfache Prozesse sind dann auch der Grundstein für eine erfolgreiche Automatisierung.

    4. Nicht qualifiziertes Personal

    Sie waren immerhin freundlich, aber der Reaktion aller drei konnte ich entnehmen, dass sie noch in der Papier und Tintenwelt leben. Viel spannender wäre es gewesen, wenn sie sich via Remote Desktop bei mir auf den Bildschirm verbunden hätte und wir das Problem direkt zusammen online gelöst hätten, so dass ich den Antrag hier und jetzt abschicken könnte. Hier liegt wahrscheinlich auch das grösste Problem: Die Leute zum umdenken zu bringen und nicht ständig ihren alten Job in Gefahr zu sehen. Es werden Jobs verschwinden, aber genauso werden neue Jobs geschaffen. Anstatt an alten Jobs festzuklammern, lieber offen sein für neues, ständig lernen und sich weiterbilden.

    Die Herausforderung sind die Menschen

    Die Digitalisierung von Geschäften erfordert ein totales Umdenken aller beteiligten. Es sind nicht nur die Entwickler, welche neue und bessere Tools programmieren müssen, sondern alle vom CEO über die Hotline bis hin zum Tester gefragt. Es sind neue Geschäftsmodelle gefragt, neue Strategien, bessere und einfachere Prozesse und vor allem robuste und flexible Software.

    Mein Formular ist unterdessen angekommen, ich habe es brav ausgefüllt. Auch den online Antrag hätte ich per Post zur Unterschrift nach hause geschickt bekommen. Ob das jetzt geklappt hat weiss ich allerdings noch nicht.

    Mein Tweet an die Post hingegen blieb unbeantwortet.

  • 5 Tipps um Meetings während dem Mittagskoma durchzustehen

    Die Lider sind schwer wie Blei. Als würde mein Kopf zu Musik wippen kippt er regelmässig nach vorne und gleich wieder zurück.

    Nur ganz kurz die Augen schliessen. 5 Minuten. 5 kurze Minuten und der Spuk wäre vorbei und ich würde wieder vor Energie und Tatendrang strotzen. Stattdessen verblassen die Notizen zu einem schwer lesbaren Gekritzel (macht das Nachforschen in alten Notizen dafür unterhaltsam).

    Da wird über ein halbwegs interessantes Thema diskutiert. Ich sollte der kritische und nicht der schläfrige Zuhörer sein und höflich ist es auch nicht.

    Es ist 14:30 Uhr. Mein Kampf gegen das drohende Nachmittagskoma hat begonnen.

    14:00 Uhr bis 15:30 Uhr ist meine kritische Phase. Es hängt nicht mit dem Mittagessen zusammen auch nicht direkt mit der Anzahl Stunden, welche ich geschlafen habe, sondern einfach mit der falschen Tätigkeit (sitzen und zuhören) zur falschen Zeit.

    Ein kurzes 5 Minuten Nickerchen wäre die Rettung. An der Vorlesung in der Uni war das möglich, im Homeoffice sogar gemütlich, in der Projektsitzung eher lachhaft und unprofessionell.

    Überlebensfutter gegen das Mittagskoma

    Hier meine guten und schlechten 5 Tipps:

    1. Etwas Knabern
    Einem Eichhörnchen gleich hol ich mein Walnüsse hervor und verspeise diese genüsslich. Schwubs und die Müdigkeit ist weg. Ich glaube es liegt weniger an den Nüssen als vielmehr am Knabbern. Die mit Abstand gemütlichste Form, den Fängen des Mittagskomas zu entfliehen.

    2. Aufstehen und umhergehen
    Eine sehr effektive Möglichkeit. Selbst während meiner Zeit in der Armee bin ich nie im Gehen eingeschlafen. Setzt allerdings voraus, dass der entsprechende Rahmen vorhanden ist.

    3. Aktive Rolle einnehmen
    Anstatt nur mit (halb) offenen Ohren dazusitzen, eine aktive Rolle einnehmen. Eine Frage stellen, einen Bemerkung einwerfen.

    4. Füsse heben
    Ganz nebenbei trainiert es die Beine, aber leider ist es bei mir wenig hilfreich. Mit den Augenlidern werden auch die Beine schwer, bis schlussendlich der Wille nachlässt.

    5. Kneifen
    Unter Schmerzen ist noch keiner eingeschlafen. Der blaue Fleck am kommenden Morgen ist dann allerdings weniger erfreulich.

    Was sind dein Tricks?

  • Weniger ist mehr – Was bringen 50 gelesene und vergessene Blogposts?

    Täglich werden über 4 Millionen Blogposts geschrieben, mehr als 500 Millionen Tweets getweeted und pro Minute werden 300 Stunden Video auf YouTube hochgeladen. Ich scanne täglich hunderte von Tweets, überfliege ca. 50 Blogposts im Feedreader, eine handvoll Facebook Posts, ganz wenige Instagrams, ein bis zwei YouTube Videos und dann noch das Dutzend Newsletter.

    Die Zeit, welche ich mit Scannen und Lesen verbringe würde ich auf 1-2 Stunden schätzen. Damit bin ich ein Durchschnittsuser. Dieser verbringt durchschnittlich knapp 2h in Sozialen Netzwerken. Diese zwei Stunden sind hier und da ein paar Minuten, am Bahnhof, im Bus, auf der Toilette oder in der Pause und die vielen Minuten summieren sich zu Stunden.

    Meine Feeds sind gefüllt mit Technews, Projektmanagement Tipps, Themen rund um die Digitalisierung, Posts über Growthhacking und Webdesign. Zwischendurch taucht ein Katzenbild auf, ein paar Kinderbilder und irgendwelche Scherzvideos.

    Welchen nachhaltigen Nutzen hat diese Informationsflut? Was nehme ich konkret in mein berufliches oder privates Leben mit? … Stille. Die nächste Frage drängt sich auf: Warum lese ich? Auf der Suche nach der ultimativen neuen Technik, die es nicht gibt, aber vielleicht geben könnte? Den Tipp um schlafend reich zu werden? Die Methode, um jedes Projekt spielend leicht zum Erfolg zu führen? Oder die nagende Angst einen wichtigen Trend zu verpassen? Vielleicht nur zur Unterhaltung, was durchaus legitim ist?

    Daher der Appell an mich: Qualität vor Quantität. Anstatt Artikel nach Artikel zu verschlingen nur um möglichst schnell zum «Informations-Nachtisch» zu springen, lieber eine Verdauungspause einlegen. Eine Pause zum reflektieren und adaptieren des gelesenen.

    Ein nachhaltig gelesener Post bringt mir mehr als 10 gelesene aber vergessene.

    Stellt sich die grosse Frage, wie ich die guten von den schlechten Artikeln unterscheide?

  • Fitnesstracker Vivofit – ein Review ohne technisches Geschwafel

    Seit zwei Jahren schmückt ein Fitnesstracker mein Handgelenk. Eine Garmin VivoFit. Höchste Zeit diese zwei Jahre kritisch zu betrachten. Ist ein Fitnesstracker lediglich ein Gadget für technikverrückte grosse Jungs oder hat es tatsächlich einen Einfluss auf mein persönliches Wohlbefinden?

    Spielen, Rennen, Schwimmen, Arbeiten, Rasenmähen oder Schlafen. Gründe fürs Ablegen der Uhr gab es keine. Tag und Nacht, Kälte oder Hitze, der Fitnesstracker war mein treuer Begleiter. Die Konstante in meinem Leben. Aufladen ist mit der VivoFit ein Tabu. Sie muss weder täglich noch wöchentlich ans Ladekabel sondern jährlich. Die Duracell unter den Fitnesstrackern. Als ihr nach knapp zwei Jahren die Puste ausging, setzte ich eine neue Batterie ein.

    Seit zwei Jahren überwache ich meine Schrittanzahl und meine Schlafdauer permanent. Die Uhr deckt schonungslos Faulenzertage auf, Tage an denen ich knapp an die 2000 Schritte machen. Umso mehr schwelge ich in Eupforie wenn ich die 20’000 oder gar 30’000 Marke knacke.

    Lebe ich seither gesünder oder zumindest bewusster? Oder ist es lediglich ein Gerät um die Uhrzeit anzuzeigen?

    Warum ein Fitnesstracker

    Keine Ahnung wie ich auf die Idee kam, mir so einen Fitnesstracker umzuschnallen. Uhr hatte ich damals keine und Fitnesstracker waren der Hype mit Fitbit als Platzhirsch. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Als einigermassen sportbegeisterter Informatiker mit dem Drang zum Ausprobieren war die Entscheidung schnell gefällt. Der nahende Geburtstag schien die perfekte Gelegenheit für ein gesundheitsförderndes Spielzeug.

    Ich redete mir ein, durch diese Uhr gesünder zu leben und mehr zu laufen. Die Investition würde sich hundertmal auszahlen. Oder wie heisst es so schön: “Was du nicht misst kannst du nicht managen.”

    Warum die Vivofit

    Diese Tracker unterschieden sich minimal im Funktionsumfang und hatten alle das gleiche Problem: Die Ausdauer. Selbst mein elektronisches Pedometer von vor 20 Jahren hat länger durchgehalten. Sei es der Klassiker Fitbit oder der andere Platzhirsch Jawbone, sie alle litten an einer Laufzeit von (im Besten Fall) einigen Tagen.

    Die Garmin Vivofit, ganze ohne irgendwelche Smart-Sachen.
    Die Garmin Vivofit, ganze ohne irgendwelche Smart-Sachen.

    In Gedanken malte ich mir mein Nachttisch aus und vor allem das Gesicht meiner Frau: Bekommt neben Handy, Notebook und Tablet auch der Fitnesstracker seine Ladestation? Der Kabelsalat wäre um einen Meter gewachsen, die Steckerleiste von 4 Steckern auf 5 angewachsen. Obwohl wir immer moderner werden und die mobile Revolution vor Jahren eingeläutet wurde, stapeln (oder verknäueln) sich rund um mein Bett und meinen Schreibtisch jährlich mehr Kabel.

    Ich wollte eine Uhr, die ich anziehen kann und die ich vorerst nicht mehr abziehen muss, weder zum Duschen noch zum Schlafen. Wie will ich den Schlafzyklus messen, wenn sie Nachts aufgeladen wird? Schliesslich will ich mit meiner Uhr nicht an einer Strominfusion hängen.

    Wasserdicht und lange, richtige lange Batterielebenszeit war das wichtigste Kriterium. Damit war die Wahl auch sehr einfach: Garmin Vivofit.

    Die Vivofit ist endlich da

    Die Freude war riesig (ich freue mich immer über Geschenke mit einem Kabel oder einer Batterie). Umso grösser die erste Enttäuschen: Das Armband ist mangelhaft und würde einen Tag Spielplatz nicht überstehen.

    In der Vergangenheit beschwerten sich jedoch viele Nutzer, dass der Verschluss des Armbandes nur einen unzureichenden Schutz gegen das Verlieren bietet. Auch in unserem Test konnten wir diesen Nachteil bestätigen.

    Garmin reagierte schnell und beglückte die Kunden mit einer technischen Meisterleistung, dem vivokeeper. Die Revolution, das Tüpfchen auf dem I. Ein kleines Stück Plastik, welches verhindern sollte, dass die Uhr einen ungewollten Absprung macht.

    Das ist der sagenumwobene Vivokeeper
    Das ist der sagenumwobene Vivokeeper

    Leider musste ich dieses Wunderding der Technik manuell nachbestellen, was einige Tage dauert. Sofort anziehen oder warten, das war daher die Frage. Kurzfristige Befriedigung mit dem Risiko alles zu verlieren oder langfristiges Glück zu zweit. Wie ich mich kenne bin ich das Risiko des schnellen Glücks eingegangen. Genau erinnern kann ich mich nicht mehr.

    Die ersten Versuche

    App installieren, Konto bei Garmin eröffnen und das erste Mal synchronisieren. Wieder eine App mehr, wieder ein Passwort mehr. Mittlerweile habe ich unzählige Konten bei jedem erdenklichen Dienst. Einer mehr oder weniger fällt nicht auf. Die Webseite habe ich bis heute kaum gebraucht.

    Die wenigen Konfigurationen sind schnell gemacht. Das ist immer der schöne Teil an neuen Gadgets: Menus durchklicken, Konfigurieren und Einstellen ohne Blick ins Handbuch zu werfen. Dieser Genuss fällt hier weg. Nicht einmal die Zeit oder das Datum muss ich eingeben. Das wird automatisch synchronisiert.

    Spannend verfolge ich die ersten Tage. Als Bürogummi sind meine ersten Resultate unspektakulär und gelinde gesagt ernüchternd. Einige tausend Schritte täglich, mehr bringe ich nicht hin. Der rote Balken, der anzeigt, wann ich mich wieder bewegen sollte erscheint und will nicht verschwinden. Die Strecke vom Pult zum Drucker reicht nicht und auch ein Umweg übers WC ist zu kurz, um den Balken zum Verschwinden zu zwingen. So lerne ich bald mit dem Bewegungsdruck der Uhr umzugehen.

    Ich erwische mich ein paar Male, wie ich die Hand rhythmisch bewege, um Schritte zu simulieren. Es funktioniert: der rote Balken verschwindet und die Schrittanzahl steigt. Aber dafür habe ich mir doch nicht so eine Uhr gekauft?

    Ein Hightlight eines Fitnesstrackers – Wettkampf im Büro

    Ein Highlight meines Fitnesstracker Lebens war der Büro Challenge. In Teams à 10 Mitarbeitern versuchten wir möglichst schnell die Welt zu umrunden, sprich 44’000 km zurückzulegen.

    Der Fitnesstracker wurde zum Mittelpunkt der Kaffeepause. Es wurde die Möglichkeiten des Bescheissens diskutiert, die unterschiedlichen Fitnesstracker verglichen und vor allem schlechte Performance angeprangert. Die erste Woche des Wettkampfes verbrachte ich im Spital. Schrittmässig war es insofern interessant zu sehen, wie wenig Schritte man an einem Tag machen kann, was nicht besonders förderlich für das Weiterkommen als Team war.

    Diese paar Wochen, war aber ehrlich gesagt die einzige Zeit in meiner Fitnesstracker Karriere, wo ich aufgrund der Uhr zusätzlich gelaufen bin: Anstatt das Kickboard zu nehmen, lief ich, den Weg von der Kantine zurück zum Büro war nicht direkt und schon gar nicht mit dem Lift und am Feierabend spazierte ich einfach so eine Runde ums Quartier. Wenn alles nichts nützte, füllte ich abends die restlichen Schritte noch mit dem Laufband auf.

    Ja, in diesem konkreten Fall hat mich die Uhr motiviert mehr zu laufen.

    Die Ergebnisse aus zwei Jahren Daten

    Über die Jahre haben sich ein paar wenn auch nicht sonderlich interessante Muster ergeben:

    Reine Bürotage schlagen mit ca. 6000 Schritte zu buche. Homeoffice Tage sind nochmals ein bisschen darunter. Reine Homeoffice Tage sind bei ca. 4000 bis 5000 Schritten.

    An einem normalen Bürotag mit einer zusätzlich sportlichen Aktivität (joggen, spielen im Garten usw.) komme ich auf rund 10’000 Schritte (bei langen Joggingrunden auch schon mal auf 15’000 Schritte).

    Schönwetterwochenenden, Familienausflüge und Ferien sind immer über 10’000 Schritten; im Schnitt bei ca. 15’000 bis 20’000 Schritte.

    Sport machen

    Die Vivofit ist immer an. Joggen, Schwimmen und sogar Volleyball geht problemlos. Einzig bei der Freifallwasserrutschbahn mit 60° Neigung habe ich die Uhr versehentlich verloren. Ansonsten erledigt der vivokeeper seinen Job gewissenhaft.

    Den Pulsgurt habe ich zwischendurch mal an, doch bin ich ein Gelegenheitssportler und Training nach Vorschrift widerstrebt mir. Ich habe keine Lust nach Puls zu rennen, sondern renne so schnell ich Lust habe und mag. Daher auch hier: ein reines Gadget. Interessiert verfolge ich, wie der Puls bei kleinsten Steigungen ansteigt, um dann schnell wieder abzuflachen. Auch einen Conconitest konnte ich durchführen, oder den Maximalpuls austesten aber ernsthaft damit trainieren liegt mir nicht.

    Materialqualität – der Langzeittest

    Das Ding ist aus Plastik, aber dafür erstaunlich widerstandsfähig. Obwohl es Tag und Nacht, bei Schnee und Regen mein Begleiter ist, sieht sie immer noch jung und knackig aus. Einzig das Armband musste ich nach ca. 1.5 Jahren mal wechseln.

    Brauche ich einen Fitnesstracker?

    Um es kurz und bündig zu machen: nein brauche ich nicht. Ist es interessant: Ja sicher.

    Seit mehr als zwei Jahren ist die VivoFit mein treuer Begleiter. In guten wie in schlechten Zeiten schmückt er mein Armband. Anfangs habe ich sie fast täglich synchronisiert und gespannt auf die Ergebnisse und die Statistiken gewartet. Mittlerweile muss ich aufpassen, dass ich das zwei-wöchige Gedächtnis überstrapaziere und so wichtige Messwerte verliere. Der Reiz hat sichtlich nachgelassen, übrig geblieben ist lediglich die Gewohnheit.

    Ich leben ein klitzekleines bisschen bewusster und nehme seither immer die Treppe anstatt den Lift, um diese extra Schritte zu bekommen und um einen kleinen Beitrag für meine Gesundheit zu leisten.

    Ich freue mich immer noch, wenn ich das Tagesziel erreiche, aber dafür Zusatzleistungen zu machen kommt mir nicht im Traum in den Sinn. Der rote Balken nervt, aber doch nicht so fest, dass ich mich deswegen bewegen würde. Wenn es gerade passt ok, ansonsten darf der Balken gerne rot bleiben.

  • Was ist eine Monte-Carlo Simulation im Projekt Management

    Die Monte Carlo Simulation in meinen Worten. Wie heisst es so schön: Eigene Worte lernen mehr als tausend Bücher.

    Problem

    Ich programmiere wie ein Weltmeister, Bugs kenne ich nicht und Krankheit oder sonstige unerwartete Ereignisse existieren nicht. Dazu soll die Software günstig sind, nichts kosten und sowieso morgen bereits nutzbar sein. Die gewünschten Funktionen sind «Industriestandard» und nicht erwähnenswert, ausser dieses kleine Feature, aber mit Framework xy ist das geschenkt.

    Unter diesen Bedingungen schätze ich Aufwände; oder so in etwa.

    Ein Einzelfall? Kaum. Immer wieder zieren unterschätzten Grossprojekten (die kleinen schaffen es einfach nicht an die Öffentlichkeit) die Titelseite von 20 Minuten, Blick und sogar NZZ.

    Neben einer Vielzahl anderer Problemen ist immer eine Unterschätzung der Kosten, Komplexität, Risiken, Umfang usw. im Spiel. Eine einfache objektive, wissenschaftlich fundierte Schätzmethode sollte willkommen sein, denn: (sog. Experten) Schätzungen sind nie Objektiv und Unvorhergesehenes trifft immer ein.

    Expertenschätzungen (oder eher Bauchschätzungen) sind entweder zu konservativ oder zu aggressiv. Im ersten Fall ist der Kunde nicht zufrieden, weil es zu lange dauert und zu teuer ist im zweiten Fall hat der Projektleiter das Problem, weil er nicht genüged Budget und/oder Zeit hat.

    Schöner wäre es, eine Wahrscheinlichkeit angeben zu können. Das würde so aussehen: mit 10% Wahrscheinlichkeit sind wir in 59 Tagen fertig, mit 50% W’keit in 75 Tagen usw. Die Monte-Carlo Simulation bietet genau das.

    Lösung

    Monte Carlo, die kleine Stadt zwischen Meer und Bergen, heim von extravaganten Yachten und teuren Sportwagen. Monte Carlo ist aber auch ein Verfahren um Schätzungen durchzuführen und somit eine ideale Möglichkeit, um die Dauer eines Projekts basierend auf Erfahrungswerten vorherzusagen.

    Die Monte-Carlo Simulation funktioniert wie folgt:

    1. Daten aus der Vergangenheit

    Die Durchlaufzeit (Anzahl Tasks welche pro Zeiteinheit z.B. einer Woche erledigt werden) von User Stories oder Tasks auflisten. Setzt voraus, dass bereits ein paar Wochen gearbeitet wurde. Die folgende Tabelle listet alle bisher abgeschlossenen Tasks und deren Dauer auf.

    Tasks pro Woche
    2
    4
    8
    3
    7
    1
    10
    12
    11
    8
    6
    15
    5

    2. Simulation starten

    Zufällig 5 Werte aus der Tabelle herauspicken und schauen, wie lange es in dieser Konstellation dauern würde. Z.B.
    2,7,11,3,12 => Summe = 35

    Damit wissen wir, dass in genau diesem Fall wir in den nächsten 5 Wochen 35 Tasks umsetzen werden. Wir wollen es aber allgemeiner haben.

    3. Simulation wiederholen

    Schritt zwei beliebig viele Male wiederholen. Wiederholen wir ihn drei mal, dann sieht es vielleicht wie folgt aus

    Tasks

    Wahl 1 2 7 11 3 12 35
    Wahl 2 5 12 15 3 3 36
    Wahl 3 4 5 10 8 1 28

    Ich kann sagen, dass wir zwischen 28 und 35 Tasks umsetzen werden. Allerdings ist die Simulation mit drei Durchgängen statistisch gesehen nicht verlässlich. Jeder Durchgang wird ein anderes Resultate bringen.

    Wiederholen wir den Schritt allerdings 1000x (oder noch mehr) ergibt sich ein schönes Histogramm.

    # Tasks in 5 Wochen  Häufigkeit
    10 1
    20 65
    30 370
    40 653
    50 411
    60 90
    70 6
    80 0

    Oder graphisch (Gauss lässt grüssen, es muss jedoch nicht zwingend eine solche Verteilung sein)

    monte-carlo-simulation

    Daraus können wir mittels Quantilen ablesen, dass wir mit 20% Wahrscheinlichkeit maximal 20 Tasks in den kommenden 5 Wochen erledigen oder mit 80% Wahrscheinlichkeit schaffen wir in den kommenden 5 Wochen 44 Tasks.

    Was ist der Nutzen

    Eine Schätzung ist nicht mehr nur ein Bauchgefühl, Inspiration oder Offenbarung, sondern eine wissenschaftlich fundierte und belegbare Zahl. Im Idealfall stimmt diese Zahl mit der Bauchschätzung überein und stimmt den Entwickler umso zuversichtlicher.

    Focused Objective bieten kostenlose Excel Templates an.

    Nachtrag

    Das gleiche Spiel kann man auch mit Zeit pro Task durchführen (die Leadtime). Einziger Nachteil dabei, die Vorhersage basiert auf einem 1 Mann Team und entspricht daher in vielen Fällen nicht mehr der Realität.

  • Warum braucht McKinsey eine App?

    Warum braucht McKinsey eine App?

    Feedly zeigt mir “Learning from Google’s digital culture” an. Klingt spannend. Will ich lesen. Erster Frust: Feedly zeigt lediglich einen Teaser an. Glück für McKinsey, dass mich dieser Beitrag sehr interessiert (Teaser habe ich nicht beachtet) klicke ich den entsprechend Link, um den Beitrag im Browser zu lesen. Ich werde von einem Banner für die App begrüsst. Nein, um einen Beitrag zu lesen will ich nicht die App installieren. Also weiter zur Seite.

    Was? Das Budget für die Webseite reicht nicht aus für ein klein wenig responsive Redesign? Oder ist das Budget in der App verpufft, und wird jetzt auf Kosten der Webseite promotet nur weil es irgendwo in den Jahreszielen drin steht? Sehr Schade. Ich fliege in 10 Sekunden durch den Artikel und bin dann weg.

    McKinsey die grosse Consulting Firma. Vertreten in 52 Länder durch 17’000 Mitarbeiter mit einem Umsatz von 6 Mrd. Dollar schafft es auch im Jahr 2015 nicht eine für Smartphones optimierte Seite zu bauen und versucht stattdessen mir eine App anzudrehen.

    McKinsey Webseite auf dem iPhone

    Ein Einzelfall?

    Nein. Leider nicht. Schauen wir doch mal die Forbes Top 10 Schweizer Firmen an. Bis auf die Swiss RE haben sie alle mobile Webseiten. Immerhin. Doch bereits auf den folgenden Plätzen sieht die Welt weniger rosig aus und es gibt fast nur noch oldschool Seiten. Schande.

    Company Is mobile ready
    Nestle Ja
    Novartis Ja
    UBS Ja
    Zürich Ja
    Roche Ja
    Glencore Ja
    Credit Suisse Ja
    Swiss RE Nein
    ABB Ja
    ACE Ja
    Holcim Ja
    Richemont Nein
    Syngenta Nein
    TE Nein
    Swisscom Ja
    Swisslife Nein
    Swatch Nein
    Adecco Nein
    Tyco Ja
    Baloise Ja

    Forbes top 20 Swiss companies

    Im Internationalen Vergleich sieht es übrigens identisch aus. Lediglich die Verteilung ist ein bisschen anders: Ledlich 65% der Forbes Top 20 grössten Firmen besitzen eine Mobile-Friendly Webseite, und hier sprechen wir von Firmen mit 100 Mrd + Dollar Umsatz. Das sind 100’000’000’000 Dollar.

    Company Is mobile ready
    ICBC Nein
    China Construction Bank Nein
    Agricultural Bank of China Nein
    Bank of China Nein
    Berkshire Hathaway Nein
    JPMorgan Chase Ja
    Exxon Mobil Ja
    PetroChina Nein
    General Electic Ja
    Wells Fargo Ja
    Toyota Ja
    Apple Ja
    Shell Ja
    Volkswagen Nein
    HSBC Ja
    Chevron Ja
    Walmart Ja
    Samsung Ja
    Citigroup Ja
    China Mobile Ja

    Forbes global top 20 Companies

    Interessanterweise scheint es hier vor allem eine geographische Segmentation zu sein. Die Top 4 sind alles chinesische Firmen und haben alle keine mobile Webseite.

    Langsam sollten wir es wissen

    Der Begriff “Responsive Webdesign” feiert dieses Jahr seinen fünften Geburtstag. Langsam aber sicher sollte es überall angekommen sein. Der Apple Appstore ist seit 2008 online: Der Hype sollte langsam aber sicher verflogen sein und nein, eine App ist nicht immer die beste und wirtschaftlichste Lösung.

    Jeder Web Entwickler/Designer, unter dem Begriff Responsive Web nur Bahnhof versteht, sollte sich schleunigst weiterbilden. Jede Agentur, welche noch keine Responsive Websites im Portfolio hat, sollte mal ernsthafte Ursachenforschung betreiben.

    Muss jede Seite gut auf einem Smartphone aussehen? Wahrscheinlich nicht. Sollte jede Seite gut auf dem Smartphone aussehen? Wahrscheinlich schon, wenn man den aktuellen Zahlen bezüglich dem mobilen Surfverhalten Glauben schenkt.

    Ist eine App kategorisch schlecht? Nein. Natürlich nicht. Es gibt super Beispiele für gute und nützliche Apps, welche nicht oder nur schlecht mittels Web Technologien realisierbar sind.

    Ich würde gar behaupten, dass viele Laien den Unterschied zwischen einer Webapp und einer “richtigen” App gar nicht bemerken würden… vorausgesetzt es gibt ein Icon auf dem Homescreen, um die “App” zu starten.

    Muss jede Webseite eine Webapp sein? Nein. Sicher nicht. Es gibt genügend Seiten, welche lediglich Broschürencharakter haben und daher keine Funktionen im Sinne einer Webapp bieten müssen.

    Mobile Traffic macht immerhin 30% aus!

    Wo also liegt das Problem

    Erstaunlich eigentlich, dass das immer noch ein Problem darstellt. ein Problem welches eigentlich keines mehr sein müsste/dürfte. Dennoch 35% der grössten Firmen haben es noch nicht kapiert und haben keine mobile Webseite.

    Für einmal liegt das Problem definitiv nicht an der Technik. Technisch gesehen ist das heute ein Standardeingriff. Vielmehr ist mangelnde interne Aufmerksamkeit aufgrund fehlender Business Objectives das Problem. Die Entscheidungsträger verstehen die Wichtigkeit und den Wert einer Webseite nicht. Folge daraus: das Web ist nicht genügend in die wertschöpfenden Prozesse integriert.

    Insofern wird es zu einer selbsterfüllenden Prophezeieung: Keine Investionen, kein Ertrag. Relativ simpel. Die Webseite bleibt das Inhaltsgrab anstatt eine aktive Rolle zu spielen.

    Die Webseite wird als Recycling Maschine für die zahlreichen Broschüren und Hochglanz Magazine beachtet, welche aufwändig für irgend einen Kongress produziert wurden. Das Web ist der Kanal, wo der bestehende Inhalt günstig deponiert werden kann, um das Gewissen zu beruhigen und die Jahresziele zu erfüllen.

    Nehmen wir mal das Beispiel “Kongress”. Da werden z.T. Millionen in Stände, Zulassungsgebühren und Sponsorings investiert. Es wird monatelang über jedes kleinste Detail diskutiert und gestritten. Ein paar Tage und ein paar tausend, zehntausend oder hunderttausend Besucher später ist alles vorbei und wird irgendwo in einem Lagerhaus verstaut.

    Der Kongress ist das Schaufenster, klaro. Aber die Webseite etwa nicht? Sie ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr (hoffentlich) geöffnet. Die ganze Welt (und nicht nur ein auserwählte Elite) ist potentieller Besucher, warum also sollte die Webseite weniger Aufmerksamkeit verdienen?

    Eine nicht responsive Webseite ist das Gleiche wie ein Kongress, wo nur jede dritte Besucher den Stand betrachten kann.

    Ich bin gespannt, wie erfolgreich der Kongress wird… ach halt, wie wird der Erfolg eines Kongresses sowieso gemessen? Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

    Kooperationsabkommen GIZ und EANRW am 13.11.2013, Messe Essen
    Die typischen Messestände. In diesem Fall wäre ein bisschen mehr «Standdesign» auf der Webseite nicht schaden ;). Bild von energieagentur nrw

    Wie war das nochmals mit dem ROI?

    Fehlt eigentlich noch die berühmte ROI (Return on Invest) Diskussion. X-Mal gehört: “Der Business Objective dieser Seite ist Awareness. Das können wir nicht messen.” Wenn es lediglich um Awareness geht, dann sollte am Besten ein blutiges, gewalttätiges oder sexistisches Bild auf die Startseite. Stattdessen steht auf der Startseite langweiliges Gefasel, “we are the best…”, “we are in business since 1875…” usw.

    Vielleicht ist es langsam an der Zeit, Die Webseite in den Mittelpunkt zu rücken und das Business Modell entsprechend anzupassen. Sollen Leads mit der Webseite generiert werden? Sollen die Kosten reduziert werden, indem anstatt gedruck digital publiziert wird? Soll der Kundenservice verbessert werden?

    Einfach gesagt und edle Objectives, aber es steckt vieeeel Arbeit dahinter! Doch dann kann auch effektiv gemessen werden inwiefern es funktioniert bzw. nicht und der willige Marketing Manager muss sich nicht mehr hinter “warme-Luft-Aussagen” verkriechen.

    Noch ein Grund mehr – Google Mobilegeddon

    Immer noch nicht überzeugt? Dann sollte eigentlich spätestens Mobilegeddon überzeugen.

    Spätestens seit dem “Mobilegeddon” Update von Google (sprich Mobile friendly Webseiten werden im Ranking bevorzugt), sollte sich jeder Betreiber ernsthafte Gedanken darüber machen; oder wer möchte nicht auf Seite 1 von Google landen?

    Aber halt, das ist nur dann wichtig, wenn die Webseite einen effektiven Platz in der Wertschöpfungskette einnimmt. Ansonsten reicht es vollkommen aus, wenn zwischendurch der Google Bot oder Mr. Bing die einzigen regelmässigen Besucher sind.

    Responsive hat höhere Prio als eine App

    Liebe McKinsey. Ich verlange keine 3’000 $ Honorar für meine Consulting Tätigkeiten und versteuern werde ich den Gewinn aus den nicht Vorhanden Google Adsense einnahmen auch nicht.

    Aber anstatt das Budget in unnötige Apps zu stecken und die Mobilen User mit einem nervigen Popup zu verscheuchen, würde ich mir an eurer Stelle lieber überlegen, die Seite responsive zu machen, die App aus dem App Store zu löschen und das Popup zu entfernen.

    Falls das Problem ist, dass euer Chef ein App Zeichen auf dem Desktop haben will, dann zeigt im Popup eine kleine Anleitung, wie man eine Webseite auf dem Homescreen platzieren kann.

    Und die Ausrede, dass ihr im B2B Bereicht tätig seid zählt nicht. Mittlerweile hat jeder Manager ein iPhone und gerade die werden sicher mehrheitlich mit dem Telefon unterwegs sein. Oder soll die App demonstrieren, dass ihr Apps kennt?

  • Diese 5 Social Media Marketing Taktiken helfen dir zum Erfolg

    Diese 5 Social Media Marketing Taktiken helfen dir zum Erfolg

    Im folgenden werde ich die 5 grundlegende Taktiken für den Einsatz von Social Media als Unternehmung genauer unter die Lupe nehmen. Dies sind:

    1. Produkte bewerben & verkaufen
    2. Social Media im Kundenservice
    3. Thought leader im Social Media
    4. Trends erkennen und Innovation steigern
    5. Content Sponsoring

    Produkte bewerben & verkaufen

    Der Klassiker schlechthin, direkt und plump aus der klassischen Werbung übernommen.

    Kauf Produkt XYZ, weil es Feature XYZ hat.

    Der moderne Internetbenutzer hat gelernt Werbung zu ignorieren und zu übersehen. Mittels Rabatten, Gutschriften oder sonstigen Deals kann hoffentlich die Aufmerksamkeit eingefangen werden. Diese erhöhen dann auch die Wahrscheinlichkeit geteilt zu werden.

    Amazon hat einen eigenen Twitter Account dafür: @amazondeals

    Diese Accounts sind pflegeleicht. Alles kann automatisiert werden. Sie wirken dadurch allerdings auch kalt und unpersönlich: Eine Maschine welche regelmässig Tweets mit Preisen und Rabatten in die Welt verschickt.

    Mit wenig Aufwand könnte Amazon ein bisschen Liebe und Menschlichkeit aufkommen lassen. Eine Foto zu jedem Deal und schon sieht das ganze freundlicher und attraktiver aus. Dieser Account ist aber wahrscheinlich das Werk eines Techy.

    Die weit verbreitete 70:20:10 Faustregel ist in diesem Kontext nicht relevant:

    70% of spend ought to go toward “tried and true” touchpoints. Our organization is familiar with these touchpoints. We know their mechanics. We know the returns they deliver, or at least have benchmarks for what good looks like.

    10% of spend should go to experimental efforts for which there is no in-year expectation of ROI. Of course, we’ll want to structure these efforts in a way that gathers data to seed future benchmarks, but we don’t burden them with an expectation of immediate results.

    20% is spent on the most successful tactics of the 10% experimental bucket from prior years. These touchpoints are incubating—we should manage them to develop benchmarks for success. These touchpoints eventually move over into the 70% as the organization accepts them.

    100% von @amazondeals ist “tried and true”. Die KPIs sind einfach definier- und messbar und somit auch der ROI. Der Business Objective für diesen Account ist auch dementsprechend einfach: “Amazon Deals verbreiten, um dadurch den Umsatz zu steigern”. Gemessen am betriebenen Aufwand sicher erfolgreich.

    Möglichst viele Features und Preise in einen Tweet zu packen wird allerdings in einem normalen “Firmen Account” schnell zum Ablöscher. Das wird kaum DIE Marketing Strategie für im Social Media Bereich sein. Zwischendurch mal ein einfacher Call to Action für Produkt XY darf allerdings auch nicht fehlen.

    Die Jungs von SocialMediaExaminer.com haben eine andere Auslegung der 70:20:10 Regel dazu:

    Remember to stay true to the 70-20-10 rule: 70 percent of your Page’s content should be information that’s valuable and relevant to your fans; 20 percent should be content that comes from other people and 10 percent should be promotional.

    Der richtige Mix macht es aus. Die klassische Werbung, wenn auch plump, sollte sicher nicht ganz vergessen und übergangen werden.

    Social Media im Kundenservice

    Kommunikation ist das Herz und die Seele von Social Media. Dadurch wird Social Media zum perfekten Customer Service Tool, da viele heutige Kunden (inkl. mir), keine Lust haben, endlose krächzige Musik über den Telefonhörer zu ertragen.

    Der Kunde muss zudem keine endlosen Formulare ausfüllen. Er kann sein Problem schildern und darauf hoffen, dass er möglichst bald eine Antwort bekommt.

    Passende Monitoring Tools (wie z.B. Brandwatch) ermöglichen es zudem die Stimmung zu überwachen. Sie die Kunden zufrieden oder unzufrieden? Die reine Anzahl an Requests (sprich mehr Request = schlechtes Produkt) ist nicht unbedingt ein Gradmesser für die Zufriedenheit.

    Transparenz macht eine Firma menschlich. Schlussendlich ist jede Firma von Menschen getrieben. In der Digitalisierung werden Menschen nicht mehr physikalisch wahrgenommen, sind aber dennoch vorhanden. Social Media ist ein Tool, um das zu ermöglichen.

    Die Kehrseite der Medaille allerdings ist ein sehr kurioser und wenig informativer Twitter Stream. Daher unbedingt den Support Kanal vom “Hauptkanal” trennen, da dieser sonst durch die ganzen Supportanfragen verwässert wird.

    Die Erwartungen bezüglich den Antwortzeiten sind hoch. Laut einer Studie von Lithium Technologies erwarten 53% der Kunden eine Antwort innerhalb einer Stunde. Die Zahl schiesst auf 72% hoch, wenn es sich um eine Beschwerde handelt. Falls diese Erwartungen nicht eingehalten werden, haben 38% einen schlechteren Eindruck und 60% der Kunden drücken in einem solchen Fall ihren Ärger öffentlich aus.

    Können die Erwartungen nicht erfüllt werden, sind die Konsequenzen also doppelt schlimm:

    • ein unzufriedener Kunde
    • negative Mund-zu-Mund Propaganda

    Werden die Erwartungen jedoch erfüllt oder sogar übertroffen, dann kaufen 34% der Kunden mehr von dieser Firma und 43% ermuntern ihre Freunde zu kaufen.

    Doppelt erstaunlich deshalb, dass eine Analyse von 25 grossen US Firmen (Bank of America, Caterpillar, Coca Cola usw.) ergeben hat, dass diese durchschnittlich 7 Stunden für eine Antwort auf eine Beschwerde brauchen. Ich würde daher behaupten, dass grossen Firmen (generell gesagt) schlicht die Authentizität fehlt, um effektiv mit Sozialen Netzwerken umzugehen.

    Beispielhaft dafür ist der Fall HVSVN und British Airways. British Airways hat das Gepäck von Hasan Syed verloren und nicht es nicht geschafft «fristgerecht» zu antworten. Darauf startete dieser eine Anti-British Airways Kampagne auf Twitter. Er setzte dafür $1’000 ein und erreichte dadurch 77’000 andere Twitterer und viel Aufsehen.

    British Airways Twitter Campaign von HVSVN

    Tweets dieser Kampagne waren unter anderem:

    “Don’t fly @BritishAirways. They can’t keep track of your luggage”
    “Hey @British
    Airways! I can haz my luggage back PLZ?”
    “RT if you think @BritishAirways is a terrible airline”

    Die Antwort von British Airways am folgenden Tag war lächerlich und zeugte von wenig Erfahrung im Bereich Social Media: “Sorry for the delay in responding, our twitter feed is open 0900-1700 GMT. Please DM your baggage ref and we’ll look into this.”

    Eine schon fast lächerliche Antwort für einen internationalen Milliardenkonzern wie British Airways.

    Die Geschichte erlangte so viel Momentum, dass dann auch CNN, BBC und The Guardian darüber berichtet haben.

    Takeaway: Kurze Antwortzeiten durch die richtigen Tools und die richtigen Leute im Voraus sicherstellen, ansonsten drohen ernste Imageschäden.

    Wer noch ein bisschen mehr lesen möchte, sollte unbedingt den Artikel «50 Companies That Get Twitter – and 50 That Don’t» lesen.

    Thought Leader

    Den eigenen Brand als nützliche Ressource positionieren ist eine sehr verbreitete Social Media Strategie. Posts und Tweets bestehen bei einer solchen Strategie aus Tips und Tricks, Ratschlägen und Links zu Branchenrelevanten Links und Ressourcen.

    Der eigene Kanal gewinnt dadurch an Followers und Fans und somit auch an Authorität. Dadurch wird das optimale Umfeld geschaffen, um eigene Ideen, Gedanken und Artikel einzustreuen.

    Gutes Beispiel dafür ist Headscape mit Boagworld: 2005 (ja so lange schon) startete Paul Boag ein Podcast über Webdesign. Neben dem Podcast ist er auch sehr aktiv auf Twitter (38’600 Followers), schreibt ein Blog und spricht an Konferenzen und wurde so schnell zum Aushängeschild für Headscape. Viele haben nie von Headscape gehört, kannten jedoch Boagworld sehr wohl.

    Neben dem Wetter und Cricket gibt es im Podcast auch seriösen und qualitativ hochstehenden Inhalt. Das klassische Konkurrenzdenken und Wissen zu horden entfällt hier komplett. Boagworld avanciert durch das Teilen von relevanten Tipps und Tricks zum zentralen Marketing Tool für Headscape.

    Boagworld Podcast

    Kein Erfolg ohne Hindernis. Während Paul Boag zum Thaught Leader aufstieg verpasste die Firma die Chance, die Followers an sich zu binden. Die Loyalität der Kunden gehört Paul und nicht Headscape.

    Seit 2014 arbeitet Paul nun selbständig und konnte den ganzen Social Media Kundenstamm mitnehmen. Gut für ihn. Aber weniger gut für Headscape (Twitter Account von Headscape hat lediglich 214 Followers).

    Twitter allein wird kaum ausreichen, um den Status eines “Thought Leaders” zu erreichen. Ein Blog oder Podcast mit eigenen Ansichten und Meinungen ist zusätzlich notwendig.

    Diese Inhalte erfordern viel Wissen und Aufwand, haben aber laut einer Studie von Lee, Hwang und Lee mehr Leser als ein klassischer Werbeblog.

    It is difficult to ascertain whether promotional content strategy is effective in the blogsphere because companies are still experimenting with a variety of blogs. However, those promotional blogs examined in this study tend to exhibit low readership and some of them are even criticised as “simple translations of traditional marketing channels”, primarily due to the lack of authentic human voice.

    Trends erkennen & Innovation fördern – Social Listening

    Trends richtig zu erkennen ist für jede Firma wichtig. Fehleinschätzung von Trends z.B. in der Politik sind allerdings auch heute immer noch vor. Letztes Beispiel sind die Parlamentswahlen in England, wo ein Kopf-an-Kopf Rennen vorhergesagt wurde. Zur allgemeinen Überraschung endete sie mit einem klaren Sieg für die Konservativen.

    Social Media erlaubt es Trends und Meinungen in Echtzeit mitzuverfolgen und zu analysieren. Möglich mit einfachen kostenlosen Tools wie Twitter bis hin zu eher teuren Social Media Dashboard Lösung wie z.B. Brandwatch.

    Auf Twitter sind Trends wie folgt definieren:

    Trends are determined by an algorithm and, by default, are tailored for you based on who you follow and your location. This algorithm identifies topics that are popular now, rather than topics that have been popular for a while or on a daily basis, to help you discover the hottest emerging topics of discussion on Twitter that matter most to you.

    Funktioniert also nur dann sinnvoll, wenn man selber relevanten Accounts folgt.

    Komplexere Dienste erlauben komplexe Abfragen und Analysen über verschiedene Netzwerke hinaus. Brandwatch zum Beispiel durchsucht Twitter, Facebook, Blogs, YouTube, Instagram, Foren usw. (laut Angaben von Brandwatch werden 70M Quellen überwacht und monatlich kommen 2.5M neue hinzu).

    Brandwatch Dashboard für Social Media Monitoring

    Zusätzlich werden die Analysen gemacht, um Meinungsführer zu identifizieren und die Stimmung zu messen.

    Diese Systeme erlauben auch eine strukturierte Kommunikation mit dem Kunden. Dadurch wird verhindert, dass Anfragen und Bemerkungen zum Brand untergehen. Ideen und Vorschläge können gezielt gesammelt werden (unter Umständen in einer entsprechenden Kampagne). Die gezielte Auswertung erlaubt eine Trendanalyse aber auch das Sammeln von Ideen.

    Migipedia Forum mit Produkteideen

    Eine Interessante Fallstudie dazu ist die Migipedia der Migros. Eine Plattform, um bestehende Produkte zu bewerten, und neue Produkte zu kreieren:

    Mit Migipedia schafft die Migros eine offene online Konsumenten-Plattform bei der sich alles um ihre Produkte, nicht aber um die Migros selbst dreht. Den Konsumentinnen und Konsumenten wird die Möglichkeit geboten, das Angebot der Migros zu bewerten, zu kommentieren und ganze Beiträge in Text, Bild und Ton zu erfassen. Die Migros selbst stellt lediglich die Produktinformationen zur Verfügung und tritt, wo immer dies durch die Nutzer der Plattform gewünscht wird, in einen Dialog auf gleicher Augenhöhe ein.

    In diesem Fall wird ein System wie Brandwatch überflüssig. Die Ideen werden nicht mehr in den Weiten des World Wide Web gesammelt und aggregiert, sondern zentral auf Migipedia vorhanden.

    Lediglich auf den eigenen Brand zu fokussieren reicht allerdings nicht aus. Entsprechende Monitoring Tools wie Brandwatch erlauben auch die Überwachung von Konkurrenten.

    Content Sponsoring

    Besonders Branchen im B2B Umfeld tun sich schwer mit den gängigen Sozialen Netzwerken, bzw. dürfen aus regulatorischen Gründen nur Beschränkt den Endkunden direkt bewerben. Dazu gehört zum Beispiel die Pharmabranche mit rezeptpflichtigen Medikamenten.

    Dass es trotzdem möglich ist, zeigt z.B. Caterpillar (der Hersteller dieser riesigen gelben Bagger). Mit einem Twitter Account von 70’400 Followers und 400’000+ Fans auf Facebook. Denn auch im B2B Bereich arbeiten immer noch Menschen und Menschen mögen gute Geschichten.

    Cat Bagger

    Zum B2B gehören aber auch alle Hersteller von Teilen (z.B. Autoindustrie) sowie Medizinprodukten, welche über einen Arzt “gekauft” werden. Ich hätte noch nie auf Facebook einen Post mit Werbung zu einem Partikelfilter gesehen.

    Warum aber nicht als Zulieferer hochwertigen Inhalt erstellen, welcher vom Verkäufer über seine Social Media Kanälen verteilt werden kann? Höherer Absatz = höherer Umsatz auch für den Zulieferer.

    Nehmen wir als Beispiel die Gesundheitsbranche: Instrumente, Implantate und Zubehör für den Operationssaal werden kaum vom Patienten ausgewählt. Wenn der Hersteller allerdings gezielt loyale Kliniken mit hochwertigem Inhalt versorgt, damit die Patienten genau in diese Klinik für die Operation geht, hat auch der Hersteller gewonnen.

    Könnte besonders dann interessant sein, wenn die Verkäufer/Distributoren eher klein sind und einen Grossteil des Umsatzes mit den eigenen Produkten macht. Aber vorsicht: Du willst nicht den Konkurrenten subventionieren, daher sorgfältig auswählen.

    Fazit

    Sich gleichzeitig auf alle Taktikten zu stürzen wäre wohl zu viel. Auch sind die Grenzen nicht immmer schwarz weiss.

    Social Media ist KEIN Publishing Tool, sondern ein Kommunikationstool, welches auch zum Publishen geeignet ist.

    Was für Erfahrungen hast du gemacht? Würde mich interessieren, wenn du einen Kommentar schreibst.

  • Lässt sich Social Media in regulierte Branchen sinnvoll einsetzen?

    Lässt sich Social Media in regulierte Branchen sinnvoll einsetzen?

    Jede Privatperson kann auf Facebook alles teilen, sagen, posten und kommentieren. Hochintelligente, tiefgründige und herzbewegende Posts aber im gleichen Atemzug auch den grösste Schrott.

    Sehr dumme Kommunikation auf Facebook

    Als Firma sieht es schon ein bisschen anders aus. Facebook und Co. ist eines der digitalen Aushängeschilder im Netz und ein falscher Beitrag geht nur allzuschnell hinten raus. Dann ist vor allem mal der Ruf gefährdet und potentiell damit verbunden auch ein Umsatzeinbruch. Vorsicht ist also durchaus nicht fehl am Platz.

    Social Media in regulierten Branchen

    Noch kritischer wird es bei Firmen in regulierten Branchen. Dazu gehört z.B. die Pharmaindustrie, die MedTech Industrie und auch die Banken. Hirnlose Posts sind ein Tabuthema und können im Extremfall den Konflikt mit dem Gesetzt mit weitreichenden Konsequenzen zur Folge haben (hohe Geldstrafen oder Sanktionen).

    Schnellschüsse sind daher undenkbar und werden durch komplizierte interne Prozesse verhindert, welche mitunter eine scheinbar unüberwindbare Hürde für den Einsatz von Social Media darstellt.

    Im folgenden schaue ich mal die MedTech Branche an, da hier erschwerend dazu kommt, dass es sich hauptsächlich um einen B2B Markt handelt.

    Die Top 3 Hindernisse sind

    Da hätten wir mal auf dem Platz 1 Off-Label Marketing, das Schreckgespenst schlechthin. Als Facebook die Kommentarfunktion für Pharmafirmen zur Pflicht machte, führte dies zu einer Schliessung diverser Facebook Pages, weil diese befürchteten durch Useraussagen in den Kommentaren Off-Label-Marketing zu betreiben.

    Auf Platz 2 sind die Auflagen zu Werbung, welche unter anderem besagt, dass Werbung Fair und ausgeglichen sein muss. Behauptungen aus dem Blauen sind nicht möglich bzw. müssen wissenschaftlich belegt werden können.

    Und auf Platz 3 wäre noch das Beschwerdehandling. Wenn sich ein Benutzer in einem Kommentar über ein Produkt beschwert, bzw. auf Mängel hinweist, muss dies zwingend die Prozesse fürs Beschwerdemanagement durchlaufen. Beschwerden fallen daher viel schneller aus, weil man bereits mit einem Post etwas «bewirken» kann… oder wer nimmt schon gern das Telefon in die Hand oder schreibt einen Brief, wenns mit einem kurzen Tweet bereits funktioniert.

    Top Drei Hindernisse für den Einsatz von Social Media in der MedTech Branch

    Ein Social Media Kanal kostet Geld

    Jeder Social Media Kanal will betreut werden. Jeder Social Media Kanal kostet daher Geld. In vielen Fällen kann der Kundenservice diese Rolle übernehmen, bzw. ein Community Manager, doch wie sieht es in regulierten Branchen aus?

    • Der Community Manager muss Produktewissen haben, um beurteilen zu können, ob eine Aussage unter Off-Label-Use fällt oder nicht.
    • Es müssen Prozesse vorhanden sein, um sicherstellen zu können, dass keine «falsche» Werbung publiziert wird. Prozesse sind in diesem Fall mit sehr viel Menschenpower ausgestattet.
    • Inhalt muss qualitativ hochwertig und mit den aktuellen Gesetzen konform sein. Legal möchte den Inhalt vorher sehen.
    • Es muss ein Prozess vorhanden sein, um Beschwerden zu erkennen und rauszufiltern und an die internen Prozesse weiterleiten zu können.
    • Der Community Manager muss täglich da sein. Eine One-Man Show ist daher undenkbar, ausser dieser geht nie in die Ferien und ist nie krank

    Fazit davon: Es braucht eine stattliche Anzahl an Ressourcen und kostet daher Geld.

    Und lohnt sich das überhaupt noch?

    Das ist die Frage, welche sich schlussendlich jeder Kanal- bzw. Seitenbetreiber stellen muss. Den Twitter Account an alle Mitarbeiter zu geben, um dadurch Kosten zu sparen und Social Media zu einem authentischen Selbstläufer zu machen, kommt nicht in Frage.

    Schauen wir mal diese Grafik an, welche vor ein paar Wochen durch die Sozialen Medien gereicht wurde.

    Die «Fans» rennen den MedTech Firmen nicht die Social Media Bude ein. Mögliche Gründe dafür könnten sein:

    1. Der 0815 Facebook Benutzer interessiert sich nicht dafür, da sein IQ zu niedrig ist, als dass er Texte lesen könnte. Aufgrund der hohen gesetzlichen Anforderungen können keine «billigen» Kampagnen gemacht werden.
    2. Und falls der IQ hoch genug ist, dann fehlt schlicht das Interesse
    3. Ärzte sind nicht auf Facebook?
    4. Schlechter, nicht authentischer Inhalt

    Berechtigterweise stellt sich daher die Frage: Können die paar Nasenfans die Aufwände rechtfertigen, welche gezwungenermassen betrieben werden müssen, um einen Kanal seriös zu betreiben?

    Schauen wir noch ein bisschen tiefer.

    MedTech Firmen sind Kontrollfreaks

    Wenn wir die klassischen Medien mit sozialen Medien vergleichen fallen folgende Unterschiede auf.

    Klassische Medien sind kontrollierbar und verbreiten sich linear. Sie sind statisch und unflexibel. Der beste Freund von Legal und Compliance Leuten. Der Inhalt wird geschrieben und im entsprechenden Kontext (mittels komplexem Freigabeprozess) genehmigt. Lieblingsmedium ist das PDF, da hier der Inhalt nicht mehr einfach so angepasst werden kann.

    Dem gegenüber die Sozialen Medien: Höchst dynamisch, schnelllebig und unvorhersehbar. Der Kontext ist komplett unkontrollierbar und nicht vorhersehbar. Ein Tweet mit den neusten Gesundheitstipp kommt beim Benutzer A nach einem Tweet mit religiösem Hintergrund und beim User B hinter einem Tweet der Konkurrenz.

    Noch schlimmer: Jemand könnte es wagen, in unserem Hoheitsgebiet (z.B. Facebookpage) Inhalt zu schreiben! Die Kontrolle ist endgültig verloren: Irgend jemand, kann irgend etwas irgendwann schreiben und die einzige Lösung ist zu löschen oder zu berichtigen.

    In die Tonne mit den ganzen Genehmigungsprozessen. Es reicht auch nicht, wenn ein Inhalt über ein aktuelles Ereignis zuerst 3 Wochen begutachtet wird, bis ein Legalheini sein Ok dazu gibt, denn dann kann er gleich auf den Datenfriedhof damit.

    Um Social Media sinnvoll betreiben zu können muss dem Rechnung getragen werden um die Kosten nicht explodieren zu lassen. Jeder muss einsehen, dass wir uns in einem neuen Zeitalter befinden. Wir befinden uns im nicht linearen Kommunikationszeitalter.

    Ein Wandel muss stattfinden

    Um auf die Frage zu kommen «Lässt sich Social Media in regulierten Branchen sinnvoll einsetzen?». Wahrscheinlich. Aber dafür muss ein Wandel stattfinden:

    1. Eine seriöse Risikoanalyse im Kontext einer nicht linearen Kommunikationsgesellschaft.
    2. Optimierung der Prozesse unter Berücksichtigung der Risikoanalyse
    3. Den Kunden in den Vordergrund stellen und nicht das Produkt und dadurch einen echten Mehrwert schaffen. Produktdaten bieten viel höheres Potential für mögliche Konflikte mit dem Gesetz.

    Ich glaube, um Social Media in regulierten Branchen (im speziellen MedTech) sinnvoll einsetzen zu können müssen die Produkte komplett in den Hintergrund verschwinden. Vielmehr muss es dazu eingesetzt werden, um nützliche Tipps und Insights zu liefern, um in Kontakt mit Kunden zu treten und Trends und Wünsche aufzunehmen.

    Es darf nicht ein klassischer Produktewerbekanal sein (denn dazu sind die Auflagen viel zu hoch, als dass dies erfolgreich gemacht werden könnte) sondern muss vielmehr eine Begegnungszone sein.

    Eine digitale Lobby, wo sich die Szene trifft, ein Ort, wo aktuelle Themen aus der Branche thematisiert werden.

    Nochmals: «Lässt sich Social Media in regulierten Branchen sinnvoll einsetzen?» Wahrscheinlich, aber einfach ist es sicher nicht.

  • Darum werden hässliche Formulare in Zukunft nichts mehr im CMS zu suchen haben

    Darum werden hässliche Formulare in Zukunft nichts mehr im CMS zu suchen haben

    Oder möchtest du dich noch lange mit hässlichen, zerklütterten Editing Interfaces herumschlagen, Felder für andere Zwecke missbrauchen und dabei arme Kittens umbringen?

    Anfänglich in den 90er Jahren gab es HTML. Content Management gab es eigentlich nicht und strukturierten Inhalt sowieso nicht. Es gab lediglich ein weisses Textfeld und dort konnte man in hübschen Tabellen Inhalt erstellen. Freiheit pur, aber lediglich für den Webmaster (irgendwann kamen dann die animierte GIFs was aber die Sache nicht wirklich besser machte).

    Animiertes Gif Kürbis
    (Den musste ich hier einfach reinmachen)

    Dann irgendwann kam PHP, CSS und MySQL und die ersten System wurden gebaut. Allerdings bestanden die Systeme damals meistens aus einem Titel- und einen Bodyfeld. Nüchtern betrachtet also immer noch ein gähnend weisses Feld mit dem einzigen Unterschied, dass es in einer Datenbank und nicht in einem HTML File gespeichert wird.

    Zitat: You just clickity-click and,

    Zum Glück sind wir da nicht stehen geblieben. Irgendwann kam Drupal und mit Drupal CCK und brachte uns Fields. Damit war es möglich, Inhaltstypen zu bauen mit 100 verschiedenen Feldern: Titel, Datum, Ort, Autor, Twittername, Webseite, Adresse, Preis und und und.

    Jede Information wird in möglichst kleine Entitäten aufgeteilt, um höchst mögliche Flexibilität auch in Zukunft zu gewähren. Um den Namen abzubilden gibts nicht mehr nur ein Textfeld sondern gleich drei: Vorname, Mittelname und Nachname.

    Mittlerweile ist es wohl bei jedem CMS in der einen oder anderen Form vorhanden (so übrigens auch in WordPress, aber nicht in Ghost).

    Als Ex-Drupalianer ist ein Systemverliebter Entwickler unverkennbar.

    Wenn man der Jen Simmons von The Web Ahead zuhört, ist ihre Liebe für Drupal unverkennbar. Klick, klick und schon ist ein Inhaltstyp erstellt, ein paar Felder hinzufügen und mit Views verbauen und hier und da wiederverwenden. Ein mächtiges Tool.

    It’s true. We’ve both worked with Drupal. I know, for me, that’s shaped deeply my thinking around this stuff. Because it’s so easy to do this in Drupal. You just clickity-click and, «Look, I have another field! What kind of field do I want? Do I want a text, date, location, image, or file field?» There are flavors of fields. You can change the name, you can change the help text, you can rearrange the order, you can rearrange the order of the display. You can add filters and all sorts of fancy, complicated filers to make decisions about which content to display.

    Resultat dieser Architektur: Ein sehr vielseitig einsetzbares und stabiles aber komplexes System, welches allerdings auf seine Art auch inflexibel ist. Zudem wirken die unzähligen, nicht geordneten Felder mit den unbrauchbaren standardisierten Hilfetexten abschreckend und verführen nicht zu kreativem Schreiben (kommt das jemandem bekannt vor?). Manche Backend Seiten gleichen manchmal einem Lückentext aus der ersten Klasse.

    CCK von Drupal

    Dabei ist der Entwickler stolz auf seine Leistung, während der Schreiber vom System enttäuscht und verwirrt ist.

    Weniger ist manchmal mehr

    Ich behaupte, dass wir in Zukunft von solchen hochkomplexen und strukturierten Interfaces wegkommen hin zu schönen intuitiven für den User gebauten Interfaces. Diese Interfaces zeigen sich dadurch aus, dass sie nicht die Datenstruktur widerspiegeln, sondern die Benutzerlogik.

    Bestes Beispiel dafür ist Medium. Viel Drag and Drop, sehr schönes Layout und sehr einfach zum Editieren. Es funktioniert einfach und ich war von Anfang an sehr begeistert. Schreiben wird hier nicht zur Qual sondern macht Spass.

    Medium Content Editing Interface

    Auch andere gehen diesen Weg: Für WordPress gibts ein Addons mit Namen «Aesop Story Engine«, welche noch mehr bietet als Medium, aber bei meinem letzten Versuch noch nicht ganz so flüssig läuft.

    Auch hier: Einfache Interfaces, aber dennoch mächtige Features.

    Interessanterweise entwickeln sich auch die Datenbanktechnologien in diese Richtung (oder ist es die Datenbanktechnologie, welche sich entwickelt und die Systeme, welche folgen?). Während in MySQL der Inhalt normalisiert und strukturiert wird, gibts bei den NoSQL Datenbanken lediglich ein Dokument (z.B. eine Seite), welche alle benötigten Informationen beinhaltet (unter umständen auch Redundanzen).

    Kommt Zeit, kommt Rat

    Blogs werden sicher am Schnellsten adaptieren, da es am Einfachsten ist, doch ich hoffe, dass auch komplexere Anwendungen folgen werden, so dass schlussendlich auch für komplexe Systeme keine Schulung und keine Techniker mehr notwendig ist, sondern der normale Marketeer die Texte schreiben kann.

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  • Off-Label Marketing auf Social Media Plattformen in der MedTech

    Off-Label Marketing auf Social Media Plattformen in der MedTech

    Jedes medizinische Produkt wird vor der Markteinführung von der entsprechenden Zertifizierungsstelle geprüft (in Europa ist das die CE Markierung). Dafür muss der Hersteller unter anderem den Anwendungszweck (engl. intended use) sowie die Vorteile und Risiken dokumentieren und durch entsprechende Studien belegen.

    Jedes Produkt ist daher für einen bestimmten Anwendungszweck getestet und zugelassen und darf nicht anders eingesetzt werden.

    Was ist also Off-Label Marketing?

    Off-Label-use ist in der Medizin allgegenwärtig. Ein Medikament oder Implantat wird vom Arzt verschrieben bzw. eingesetzt, ohne dass es für den konkreten Fall zugelassen ist. Typischerweise erfolgt dies durch den Einsatz bei anderen Indikationen, den Einsatz in einer anderen Dosierung bzw. den Einsatz in einer anderen Patientenpopulation.

    Off-label use is besonders in der Pharma normal

    Analog dazu bedeutet Off-Label Marketing, ein Produkt für einen Anwendungszweck zu bewerben, für den es nicht zugelassen ist. Während Off-Label-Use durchaus legitim ist und auch praktiziert wird, ist Off-Label Marketing nicht gestattet.

    Ist Off-Label Marketing erlaubt?

    Hier sind sich die Experten nicht ganz einig und wahrscheinlich ist das im Ernstfall eine Frage für den Richter. Fällt das Bewerben von noch nicht genehmigten Geräten unter Off-Label Marketing oder nicht? Die FDA ist da sehr klar: Ist nicht erlaubt und somit Off-Label Marketing (das Label ist eben noch nicht vergeben).

    Wir Europäer sind da ein bisschen zaghafter. Während Wright, Roy und Roussanov eine sehr eindeutige Meinung haben⁠:

    As a basic consequence, if a device is not CE marked, it cannot be promoted in the EU.

    wogegen Sherwin-Smith und Pritchard-Jones der Meinung sind, dass es durchaus möglich ist⁠:

    As a result, promoting a medical device immediately prior to receipt of a CE mark to announce its arrival onto the market should not offend the MDD, provided that the device is not offered for sale in Europe and it is clear that the product is not available in Europe.“

    Besonders Pharmafirmen sind immer wieder im Konflikt mit diesen Vorschriften und müssen zum Teil grosse Bussen bzw. Abfindungen bezahlen, so z.B. Novartis $422.5 Millionen, Pfizer $2.3 Milliarden, Eli Lilly $1.4 Milliarden oder AstraZeneca $520 Millionen.

    Saftige Bussen für Off-Label Marketing

    Um dies Strafen zu verhindern gibt es langwierige Genehmigungsprozesse für Marketing Material um sicherzustellen, dass keine falschen, gesetzeswidrigen Aussagen gemacht werden.

    Langer Rede kurzer Sinn: Nein Off-Label Marketing ist nicht erlaubt, wann jedoch etwas Off-Label Marketing ist, ist leider weniger klar.

    Off-Label Marketing und Social Media

    Mit Social Media ist die Hürde zum Publizieren praktisch auf Null gefallen. Jeder kann mit minimalem Aufwand und wenigen Klicks Informationen, Wissen und Meinungen für ein Milliardenpublikum bereitstellen, z.B. via Blogpost, als Tweet oder in einer Statusmeldung.

    Social Media lebt von der Interaktion. Eine Social Media Plattform ohne Interaktionsmöglichkeit ist ein Relikt aus vergangener Zeit, als Firmen ihre alljährlichen hochglanz PR Meldungen per Brief verschickt haben.

    Während eine Firma die Kontrolle über den Inhalt hat, den sie publiziert, hat sie keine bzw. nur wenig Kontrolle über Inhalte, welche von den Benutzern erstellt werden.

    Klassisches Beispiel ist ist die Firmen Facebook Seite, welche dem Eigentümer die Möglichkeit gibt, Text, Bilder und Videos zu publizieren, aber gleichzeitig den Besucher einlädt, einen Beitrag oder Kommentar zu hinterlassen. Diese Beiträge können sowohl lobend als auch kritisch sein, können Spam beinhalten oder eben auch von Off-Label-Use erzählen, was vielleicht aus Kundensicht positiv ist, aber die Firma in Konflikt mit dem Gesetz bringen kann.

    Beispiele von Beiträgen auf der Facebook Seite von Zimmer:

    Half MBA Done and Dusted!!! Off to Delhi for some serious work. ‪#‎Summer_Internship‬ @ Zimmer… [Vivek Singh]

    Oder

    Current Results and the Future of Patient Specific Instrumentation in Shoulder Replacement Surgery [Qbeeko.com]

    Obwohl der Seitenbetreiber (in diesem Fall Zimmer) keinen Einfluss auf den Inhalt hat und dieser keinen Genehmigungsprozess durchläuft, erscheinen die Beiträge auf der Seite (einzige Option ist das Löschen des Beitrags, was allerdings unter Umständen einen Shitstorm zur Folge haben könnte).

    Es stellt sich daher die Frage, wer die Verantwortung trägt, wenn ein Arzt über eine erfolgreiche Operation berichtet, welche jedoch unter Off-Label-Use fällt? Ist dies Off-Label-Marketing, weil der Inhalt auf der Seite unter der Verantwortung des Seitenbetreibers/Herstellers publiziert wird?

    Richtlinien der Europäischen Kommission

    Die Europäische Kommission gibt in der MDD 93/42/EEC lediglich spärliche grundlegende Richtlinien für die Vermarktung von Medizinischen Geräten vor. So gibt der Artikel 2 vor, dass lediglich CE markierte Geräte beworben werden dürfen und auch dann nur für den vorgesehen und genehmigten Zweck, somit wird Off-Label Marketing verboten.

    Die Europäische Kommission gibt keine Anhaltspunkte, ob unabhängige Patientenzeugnisse auf z.B. einer Facebook Seite des Herstellers als Off-Label Marketing gelten.

    Richtlinien der FDA

    Die Richtlinien der FDA sind ein bisschen spezifischer was Off-Label Marketing und Social Media angeht unterliegen aber noch einer stetigen Wandlung. Noch im Jahr 2013 galten laut Swit einem prominenten FDA Anwalt, sog. Testimonials als sehr gefährlich. Das im vorherigen Kapitel erwähnte Beispiel wäre damals laut Swit Off-Label-Marketing gewesen und damit gesetzeswidrig.

    Aktuell gibt es eine Richtlinie, welche sich bezüglich Off-Label-Marketing im Social Media Umfeld äussert (ist erst als Draft vorhanden). Diese Richtlinie sagt folgendes aus:

    Firms are generally not responsible for third-party UGC2 about their products when the UGC is truly independent of the firm (e.g., is not produced by, or on behalf of, or prompted by the firm in any particular) regardless of whether the firm owns or operates the platform on which the communication appears.

    Dazu wird genauer spezifiziert, was eine third-party ist und was nicht⁠:

    A firm is thus responsible for communications on the Internet and Internet-based platforms, such as social media, made by its employees or any agents acting on behalf of the firm to promote the firm’s product, and these communications must comply with any applicable regulatory requirements. … Additionally, if a firm writes, collaborates on, or exerts control or influence on product-specific content provided by a third party, to the extent that responsibility for the development of the content is imputable to the firm, the recommendations set forth in this guidance do not apply.

    Falls unter diesen Umständen Off-Label Aussagen durch UGC erstellt werden, begrüsst (erzwingt jedoch nicht) die FDA eine entsprechende Richtigstellung und gibt Richtlinien heraus, wie dies getan werden muss.

    Die FDA anerkennt allerdings auch, dass es unter Umständen nicht möglich ist, alle falschen Aussagen richtigzustellen (z.B. in einem grossen Forum), legt jedoch Wert darauf, die getätigten Richtigstellungen klar abzugrenzen und als solches hervorzuheben.

    Fazit

    In Europa ist mal wieder der Föderalismus am Werkeln oder die Silberrücken in Brüssel habe noch nicht begriffen, dass das Internet nicht an der Landesgrenze stoppt und im Alltag eingezogen ist.

    Da die Rechtslage unklar ist, lohnt es sich einen Sachverständigen zu Rate zu sehen, sollte eine Social Media Kampagne in Europa gestartet werden.

    Eine Super Quelle, welche allerdings nicht alle Fragen klärt: Understanding the Promotion of Medical Devices in the European Union