Lehren aus der Industrie für das Projektmanagement


Meine Erfahrungen aus dem Besuch einer Metallverarbeitungsfabrik und wie sich die Erkenntnisse auf die Projektmanagement Welt übertragen lassen.

Ich bin ein Bürogummi. Ausser 3 Wochen Fliessbandarbeit in einer Industriebäckerei und 1.5 Wochen Schufterei als Zimmermann (musste wegen einem Zwischenfall mit einer Nagelpistole nach 1.5 Wochen aufhören) bin ich im Büro gross geworden.

Gestern hatte ich die Gelegenheit, ein Produktionswerk, welches hochpräzise Metallteile herstellt zu besichtigen. Diese Führung durch die Fabrik hat meinen Horizont erweitert. Es stinkt, die Luft riecht nach frischem Maschinenöl, es ist angenehm warm (im Sommer wohl eher heiss) und laut. Halt wie man es sich in einer Fabrik vorstellt.

JIT ist das Buzzword der Industrie, etwa so wie agile das Buzzword der Software Welt ist.

Obwohl der Unterschied von Büro zu Fabrik unterschiedlicher nicht sein könnte, konnte ich dennoch ein paar Sachen von dort mitnehmen:

Transparenz ist gefragt

Die Produktion ist in autonome Zellen unterteilt, welche unterschiedliche Grössen haben (je nach dem, was für Produkte gemacht werden). Jede Zelle kann ein Produkt komplett fertig stellen. Lediglich der Finish ist gemeinsam. Dort werden die Teile poliert und geputzt sowie verpackt werden.

Jede Zelle ist mit einem "Planungs-Dashboard" ausgestattet. Dort finden sich in etwa die folgenden Informationen:

  • Wer ist anwesend, Ferien, Militär, krank
  • Was muss diese Woche erledigt werden
  • Wie sieht der aktuelle Lagerbestand aus
  • Wieviel wurde produziert (Zeitdiagramm)
  • Wieviel fehlerhafte Teile wurden produziert

Wenn das Team schlecht arbeitet oder es irgendwelche Probleme gibt, dann ist das für alle ersichtlich. Es gibt kein verstecken. Da sind wir Büroleute oftmals viel zu heikel.

Planungsdashboard

Die Aufgabe dieses Boardes ist recht einleuchtend: Transparenz Sowie Messbarkeit, denn: "Was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken".

Was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken

In der Industrie sehr einfach: Die Anzahl an Teilen, welche am Schluss zum Verkaufen bereit sind. In der Software Entwicklung schon ein wenig schwieriger, denn hier muss man zuerst noch einen Umweg machen: Aufwand schätzen, damit man den Fortschritt auch wirklich messen kann. Das höhere Management will immer wissen, wo das Projekt steht. Wenn der Projektmanager den Aufwand nicht kennt, wie soll er da Auskunft geben können? Daher: messbare Ziele setzen und diese dann verfolgen.

Flexibilität ist gefragt

Möglichst kleine Rüstzeiten, möglichst schnell auf neue Anfragen reagieren. So in etwa lautet die Devise. Die Fertigungsprozesse werden dementsprechend angepasst. Daher sind auch relativ kleine Loszahlen möglich. Die Vorstellung, es werden hundertausend Stück gemacht, weil die Maschinen beim Umrüsten für die Produktion eines anderen Produktes ein paar Tage stillliegen, sind vollkommen überholt. JIT ist das Buzzword der Industrie, etwa so wie agile das Buzzword der Software Welt ist.

Fazit

Sehr eindrücklich. Jeder der mal die Gelegenheit hat, so ein Produktionswerk zu besichtigen sollte das machen!