Gedanken zum Tagebuch schreiben


Vor einigen Tagen habe ich folgende Grafik auf Twitter gesehen (ja, ich bin wieder aktiv auf Twitter).

Der Blog hier beweist, dass ich es liebe zu schreiben. Ich bin zwar lausig darin und werde auch nie in die Fussspuren von Göthe und Co. treten aber das brauche ich auch nicht. Ich habe schon vor Jahren entdeckt: Schreiben = Denken.

Das Hirn ist ein unvergleichlicher Hochleistungscomputer, der in Bruchteilen von Sekunden von einem Teil des Universums in ein anderes reisen kann und genau das ist oft das Problem. Vor lauter Bäume sehe ich den Wald nicht mehr.

Die Gedanken rasen dahin, mal hier und da ein Stop, um gleich weiter zum nächsten Highlight zu gehen. Ganz dem nach dem folgenden Lied:

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?

Sei fliehen vorbei wie nächtliche Schatten

Kein Mensch kann sie Wissen, kein Jäger erschiessen

Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei

Schreiben dagegen gleich einer altmodischen vorsintflutartigen Technologie. Langsam und seriell schleicht sie dahin. Es ist die Schneckenpost, wie Brief vs. WhatsApp.

Und genau das macht Schreiben so wertvoll. Es bremst die Gedanken, es macht sie real, macht sich greifbar, macht sie persönlich.

Obwohl ich das bereits länger weiss und davon Gebrauch mache, wollte ich all die Jahre krampfhaft, meine digitale Leidenschaft auch darauf übertragen: Evernote, Onenote, mit Stift, ohne Stift. Ich habe einige Tools und Techniken ausprobiert. Ich wollte diese Notizen, diese Gedanken als Bits und Bytes digitalisiert haben. Ich wollte sie indexieren, darauf zugreifen und durchsuchbar machen.

Dann die Ernüchterung.

Ferien mit ein bisschen Abstand (nicht Abstinenz) hat das alte Papiernotizbuch wieder zum Leben erweckt. Und was für eine Freude. Zu kritzeln, zu schreiben, zu geniessen.

Ich weiss nicht, woran es liegt, aber aus irgend einem Grund hat diese Old-School-Technologie mehr Reiz als ein paar Arialbuchstaben auf einem Bildschirm. Das Buch ist in jeglicher Hinsicht unterlegen und doch bevorzuge ich es.

Und wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, dann brauche ich weder die Suchfunktion noch irgendwelche komplexe Verknüpfungsmöglichkeiten, welche eine digitale Lösung bieten würde. Ganz im Gegenteil höchst selten, wenn überhaupt schaue ich auf diese Notizen zurück … denn meistens ergibt sich aus dem Gekritzel erst der Gedanke, der es wert ist zu digitalisieren. Eben jetzt dieser Post.

Das heisst: Zukünftig werde ich wieder mehr mit Buch und Stift herumlaufen.