Der Trend zum CMS Minimalismus

Content Management Systeme gibt es wie Sand am Meer. Die beste und gleichzeitig auch die schlechteste Übersicht ist CMS Matrix. Als Entscheidungsgrundlage vollkommen ungeeignet, aber als schnellen Überblick super. Aktuell haben wir 1270 CMSe in der Liste! Scheint sich wieder ein neuer Trend zu entwickeln: MiniCMS/NoCMS Philosophie. Dazu heute auf t3n gelesen:

Der Hauptunterschied liegt im Datenmanagement. Bei Pico werden alle Seiten in Textdateien, in diesem Fall *.md-Dateien, bereitgestellt. Das System generiert dann aus diesen *.md-Dateien fertige HTML-Seiten. Ein Vorteil davon: Im Gegensatz zu anderen Systemen wie WordPress ist die Performance höher. Außerdem sind die Anforderungen geringer: Pico benötigt nur Webspace und eignet sich hervorragend für kleine Webprojekte wie Blogs oder Websites kleiner und mittlerer Unternehmen.
Der Kreis scheint sich langsam aber sich wieder zu schliessen. Zuerst ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Webs und deren Technologien.

Erste Website
Das hier ist die erste Webseite vom 13. November 1990

Statische Seiten – NoCMS Philosophie – 1990 – 2000

Die erste Webseite wurde am 13. November 1990 von Tim Berners-Lee veröffentlicht.
Die HTML only Philosophie hat wahrscheinlich bis in die späten 90er Jahre angehalten. Ja, da gabs Pearl und sogar PHP (Version 1.0 ist 1996 erschienen), doch der Normale Webdesigner hatte nicht viel Ahnung davon.
animiertes GIF
Aber dennoch, eine herrliche Zeit mit guten Erinnerungen: Frames, Tabellen, animierte GIFs, Flash, Dreamweaver und Frontpage und nicht zu vergessen .

Mehr CMS ist besser – MegaCMS Philosophie 2000 – 2012 – Web 2.0

Jetzt gehts erst richtig los. PHP, Python, Java, .net: Jede Programmiersprache ist Webfähig oder wird webfähig gemacht und damit beginnt auch die Zeit der CMSe:

  • Drupal (2001)
  • TYPO3 (2001)
  • WordPress (2003)
  • Joomla (2005)

Es gibt zahlreiche Clouddienste (z.B. [Wordpress.com)(http://wordpress.com)), wodurch die CMS Einstiegshürde massiv sinkt. Es wird mit Features herumgeschlagen und ein CMS als Herzstück der Seite zu haben ist Pflicht. Ich habe sogar Webseiten bestehend aus 1 (ja einer!) Seite gesehen, welche Drupal als darunterliegende Technologie verwenden.
Die CMSe sind allesamt zu wahren Beastern angewachsen:

  • Drupal 7: 11.5 MB, 1063 Dateien, Handelt sich hier um Drupal Core, eine typische Webseite mit den benötigten Module ist dann wohl eher 50 MB
  • TYPO3 6.1 Introduction Package: 74.2 MB, 9346 Dateien
    Auch Microsoft will sich am Kuchen beteiligen und wirft mit Sharepoint ein fürchterliches Produkt für Webseiten auf den Markt. Scheint mir ein bisschen Me-To Philosophie zu sein, aber die 2007er und 2010er Version ist vollkommen ungeeignet als WebCMS und den darunterliegenden HTML/CSS Code sollte man lieber überspringen.

Fazit dieser Area: Technologie und Schiess-mich-tot-Features.
Und um mich vor bösen Kommentaren zu bewahren: Ich bin nicht generell gegen ein CMS, sondern stehe nach wie vor hiner meinen Argumenten aus «10 Gründe warum ich Drupal einsetz» (obwohl nicht mehr ganz aktuell). Ich sträube mich jedoch dagegen, für jede Webseite gleich zum CMS zu greifen, um ein Problem zu lösen. Das hat schon ein bisschen Alkoholiker Feeling…

Weniger CMS ist mehr – NoDBCMS Philosophie 2010 – ?

Langsam merken die Leute, dass weniger mehr ist, denn Drupal mit 100 Modulen ist sehr speicherhungrig, das Billighosting für 4.95 bietet jedoch lediglich 32MB Speicher an. Zudem ist vielleicht auch ein bisschen Ernüchterung dabei, dass die vielen dynamischen Funktionen, wie Kommentare, Gästebuch, customized Homepage usw. gar nicht wirklich gebraucht werden.
Zuerst aufmerksam auf die NoDBCMS wurde ich via Kirby und wie t3n vorschlägt gibts eben auch noch Pico und sicher noch diverse andere Vertreter.
Die Vorteile eines NoDBCMS liegen auf der Hand:

  • Noch einfachere Installation
  • Weniger Infrastruktur, daher weniger Probleme und weniger Kosten
  • Einfacheres Performance Tuning
  • Tendentiell niedrigere Einstiegshürde für Entwickler
  • Bulkoperationen können sehr einfach gemacht werden: «find/replace» -> ohne in der DB rumwühlen zu müssen
    Klar, nicht für jede Seite geeignet, aber wohl für seeeehr viele. Für den Anfänger ist wohl die grösste Schwierigkeit das Fehlende Admin Interface. Ich möchte jedoch hinweisen, dass das auch ein Vorteil sein kann, denn jeder Benutzer kann mit Files arbeiten.

Und nur noch zum Vergleich:

  • Pico: 1.1 MB, 206 Dateien
  • Kirby: 0.5 MB, 47 Dateien
    Erste Website

Kein CMS ist am Besten – NoCMS Philosophie 2010 – ?

Und weg ist das CMS wieder und damit sind wir wieder zurück in den 90er Jahren: Die Area der Static Site Generators hat begonnen.
Noch weniger Anforderungen bezüglich der Hosting Umgebung, denn dort liegen nur noch HTML Dateien. Maximale Performance, minimale Maintenance. Die Seiten können auf Dropbox oder Google Drive gehostet werden. Fairerweise sei zu erwähnen, dass es eine kleine Hürde gibt: den Generator. Viel der Tools sind noch wenig benutzerfreundlich, doch Abhilfe naht: websli. In wenigen Worten:

  • Template und Inhalt liegen in der Dropbox
  • Sync auf den Server
  • Magic, magic… Seite wird gerendert
  • Fertig

Leider ist es noch nicht bereit für eine öffentliche Beta, aber sicher sehr bald. Wer Interesse hat, soll sich doch bei mir melden.

Fazit

Das Web ist eine ewige Runde. Mittlerweile haben wir so viele Möglichkeiten, welche es jedoch schlau einzusetzen gilt. Greifen wir nicht wie der Junky stur zum gleichen Tool, sondern nehmen wir das richtige Tool für den Job: Manchmal mag das ein CMS sein, manchmal reicht eine statische Seite vollkommen aus.