Schlagwort: project management

  • Was ist eine Monte-Carlo Simulation im Projekt Management

    Die Monte Carlo Simulation in meinen Worten. Wie heisst es so schön: Eigene Worte lernen mehr als tausend Bücher.

    Problem

    Ich programmiere wie ein Weltmeister, Bugs kenne ich nicht und Krankheit oder sonstige unerwartete Ereignisse existieren nicht. Dazu soll die Software günstig sind, nichts kosten und sowieso morgen bereits nutzbar sein. Die gewünschten Funktionen sind «Industriestandard» und nicht erwähnenswert, ausser dieses kleine Feature, aber mit Framework xy ist das geschenkt.

    Unter diesen Bedingungen schätze ich Aufwände; oder so in etwa.

    Ein Einzelfall? Kaum. Immer wieder zieren unterschätzten Grossprojekten (die kleinen schaffen es einfach nicht an die Öffentlichkeit) die Titelseite von 20 Minuten, Blick und sogar NZZ.

    Neben einer Vielzahl anderer Problemen ist immer eine Unterschätzung der Kosten, Komplexität, Risiken, Umfang usw. im Spiel. Eine einfache objektive, wissenschaftlich fundierte Schätzmethode sollte willkommen sein, denn: (sog. Experten) Schätzungen sind nie Objektiv und Unvorhergesehenes trifft immer ein.

    Expertenschätzungen (oder eher Bauchschätzungen) sind entweder zu konservativ oder zu aggressiv. Im ersten Fall ist der Kunde nicht zufrieden, weil es zu lange dauert und zu teuer ist im zweiten Fall hat der Projektleiter das Problem, weil er nicht genüged Budget und/oder Zeit hat.

    Schöner wäre es, eine Wahrscheinlichkeit angeben zu können. Das würde so aussehen: mit 10% Wahrscheinlichkeit sind wir in 59 Tagen fertig, mit 50% W’keit in 75 Tagen usw. Die Monte-Carlo Simulation bietet genau das.

    Lösung

    Monte Carlo, die kleine Stadt zwischen Meer und Bergen, heim von extravaganten Yachten und teuren Sportwagen. Monte Carlo ist aber auch ein Verfahren um Schätzungen durchzuführen und somit eine ideale Möglichkeit, um die Dauer eines Projekts basierend auf Erfahrungswerten vorherzusagen.

    Die Monte-Carlo Simulation funktioniert wie folgt:

    1. Daten aus der Vergangenheit

    Die Durchlaufzeit (Anzahl Tasks welche pro Zeiteinheit z.B. einer Woche erledigt werden) von User Stories oder Tasks auflisten. Setzt voraus, dass bereits ein paar Wochen gearbeitet wurde. Die folgende Tabelle listet alle bisher abgeschlossenen Tasks und deren Dauer auf.

    Tasks pro Woche
    2
    4
    8
    3
    7
    1
    10
    12
    11
    8
    6
    15
    5

    2. Simulation starten

    Zufällig 5 Werte aus der Tabelle herauspicken und schauen, wie lange es in dieser Konstellation dauern würde. Z.B.
    2,7,11,3,12 => Summe = 35

    Damit wissen wir, dass in genau diesem Fall wir in den nächsten 5 Wochen 35 Tasks umsetzen werden. Wir wollen es aber allgemeiner haben.

    3. Simulation wiederholen

    Schritt zwei beliebig viele Male wiederholen. Wiederholen wir ihn drei mal, dann sieht es vielleicht wie folgt aus

    Tasks

    Wahl 1 2 7 11 3 12 35
    Wahl 2 5 12 15 3 3 36
    Wahl 3 4 5 10 8 1 28

    Ich kann sagen, dass wir zwischen 28 und 35 Tasks umsetzen werden. Allerdings ist die Simulation mit drei Durchgängen statistisch gesehen nicht verlässlich. Jeder Durchgang wird ein anderes Resultate bringen.

    Wiederholen wir den Schritt allerdings 1000x (oder noch mehr) ergibt sich ein schönes Histogramm.

    # Tasks in 5 Wochen  Häufigkeit
    10 1
    20 65
    30 370
    40 653
    50 411
    60 90
    70 6
    80 0

    Oder graphisch (Gauss lässt grüssen, es muss jedoch nicht zwingend eine solche Verteilung sein)

    monte-carlo-simulation

    Daraus können wir mittels Quantilen ablesen, dass wir mit 20% Wahrscheinlichkeit maximal 20 Tasks in den kommenden 5 Wochen erledigen oder mit 80% Wahrscheinlichkeit schaffen wir in den kommenden 5 Wochen 44 Tasks.

    Was ist der Nutzen

    Eine Schätzung ist nicht mehr nur ein Bauchgefühl, Inspiration oder Offenbarung, sondern eine wissenschaftlich fundierte und belegbare Zahl. Im Idealfall stimmt diese Zahl mit der Bauchschätzung überein und stimmt den Entwickler umso zuversichtlicher.

    Focused Objective bieten kostenlose Excel Templates an.

    Nachtrag

    Das gleiche Spiel kann man auch mit Zeit pro Task durchführen (die Leadtime). Einziger Nachteil dabei, die Vorhersage basiert auf einem 1 Mann Team und entspricht daher in vielen Fällen nicht mehr der Realität.

  • Mobile Dimensionen – Diskussionsgrundlage

    Eigentlich könnte man meinen der Hype um Mobile und Apps wäre langsam vorbei und die Marketeers wären langsam zur Besinnung gekommen. Laut Google Trends haben wir Seit Januar 2013 auch eine Art Plateau erreicht. Und dennoch, jeder Marketing Manager schreit nach einer App. Ein erfolgreicher Produkt Launch ohne App… geht nicht. Hauptsache eine App, ob Sinn macht oder nicht wird oft nicht hinterfragt.

    Google Trends, Apps vs. Webseite

    Interessanterweise nimmt die normale Webseite langsam an Bedeutung ab, zumindest wenn man den Trends Glauben schenken will… oder aber es wird als Selbstverständlich hingenommen.

    Apps, Apps, Apps

    Bereits vor mehr als 2 Jahre habe ich mich bereits mal kritisch zu Apps geäussert: Apps, Apps, Apps … ich kann es nicht mehr hören und dennoch muss ich es immer wieder hören und noch viel schlimmer mit Leute diskutieren, welche unter «App» lediglich das Produkt aus dem Apple App Store verstehen und vollkommen ignorant gegenüber allem anderen sind («Was es gibt auch Apps für Android?»). Diskussionen mit solchen Leuten sind daher sehr schwierig, da ledigliches technisches Verständnis fehlt, daher mein Ansatz die verschiedenen Facetten von Mobile zu illustrieren:

    Mobile Dimensionen

    Mobile Dimensionen

    Diese Grafik sollte die Diskussion mit Entscheidungsträgern vereinfachen (welche leider oftmals wenig technisches Verständnis zeigen). Technologie ist oftmals (trotz mangelndem Verständnis ein Ausgangspunkt): Da werden Begriffe iBook, App und eBook wild durcheinander verwendet, ABER lediglich eine Technologie ist möglich. Je nach Wahl der Technologie hat dies Auswirkungen auf die anderen Dimensionen: ein iBook lässt sich nicht im App Store publizieren (Deployment Dimension), ist nur für iPad vorhanden (Platform Dimension) und ist kaum geeignet, um Business Funktionalität bzw. immersive Funktionen (Scope Dimension) abzubilden.

    Oder als weiteres Beispiel, die Dimension «Update Cycle»: sollte ein regelmässiger und schneller Uupdate Cycle notwendig sein, dann wird sich ein PDF und iBook kaum eignen und auch eine App (Technology Dimension) ist nicht zwingend das Richtige sondern vielleicht eine Web App.

    Einige Dimensionen sind relativ undabhängig, während andere Dimensionen starken Einfluss auf andere Dimensionen haben. Zumindest sollte jeder Dimension vor Beginn eines Projektes Beachtung geschenkt werden, um die optimale Lösung zu erstellen, so dass es nicht nur eine weitere App, die die Welt nicht braucht im App Store gibt, welche zudem noch ein Vermögen kostet aber eigentlich hätte ein einfaches PDF auch gereicht?

    Download

    Die Grafik auch als PDF, zum Ausdrucken. Könnte für das eine oder andere Meeting sicher hilfreich sein.

    Findest du, es fehlt noch eine Mobile Dimension? Über ein Feedback würde ich mich freuen.